13 Okt

Österreichische Züchtertagung 2018

Zuchtreferent Gerhard Mohr lud heuer alle österreichischen Zuchtverbände zu einer Tagung. Zum ersten Mal in dieser Form kamen alle Bienenzüchter zusammen, um sich gegenseitig ihre Arbeit vorzustellen:

Der erste Referent Dr. Harald Singer widmete sich nicht der Frage nach der Bienenrasse, sondern einem anderen Glaubenskrieg: Die Zellgröße der Waben und die Varroa Sensitive Hygiene. Durch die kleinere Zellgröße falle es den Varroa schwerer, sich fortzupflanzen. Seine im Zuge des Tests auf geringere Körpergröße und Varroatoleranz selektierten Völker entwickelten die Strategie, befallene Brutzellen zu öffnen ohne die Puppe auszuräumen. Dadurch vertrocknen die jungen Varroen. Die Hauptbehandlung kann dadurch später im Jahr stattfinden. Dadurch sei die prekäre Situation entschärft, dass durch Pflanzenschutzmittel die Bienenbrut verzögert schlüpfe und so auch in Arbeiterinnenbrut Varroa freundliche Verhältnisse wie in Drohnenbrut herrschen können. In den über zehn Jahren Zuchtarbeit in diese Richtung sei ihm gelungen, auch wieder auf Honigleistung zu selektieren und dadurch eine leistungsfähige kleine Biene zu erhalten.

Nach der Mittagspause rief Dr. Michael Rubinigg zu einer flächendeckenderen Zuchtwertschätzung auf, um die “Perlen” in den Genen der Honigbienen finden und weiterzüchten zu können. Er stellte auch den Queen-Code vor: Ähnlich einem QR-Code wird die Königin mit einem eindeutigen Muster gekennzeichnet, das mit der Lebensnummer der Königin in der Zuchtdatenbank verknüpft sein soll.

Zuletzt referierte Fachwart Martin Wieser vom Ammersee bei München über Viehzucht am Beispiel von Rindern und Bienen. Sachlich berichtete er über die ursprüngliche Verbreitung der Mellifera, die Verdrängungszucht der Carnica und die Buckfast Biene mit Bruder Adams Kreuzungszucht in Kombination mit Merkmalsfestigung durch Linienzucht. Allen gemein sei die unerlässliche gewissenhafte züchterische Sorgfalt: Jede Reinzucht ist auf Belegstellenbegattung und deren Dokumentation angewiesen. Er betonte die Gefahren der unkontrollierten Verkreuzungen mit der Landbiene, da die dabei entstehenden ungünstigen Erbgutkombinationen meist nicht ausreichend ausgemustert werden. Besondere Vorsicht bestünde auch durch VSH-Bienen aus Amerika, weil in den dortigen Carnica Linien Gene der afrikanisierten Biene schlummern. Die zweifelsfrei auch entstehenden hervorragenden Erbgutkombinationen seien ohne die Festigung durch Reinzucht nicht erbstabil genug, um den Genpool wirklich flächenwirksam zu bereichern.

Der österreichische Imkerbund wollte durch diese erste österreichische Züchtertagung eine sachliche Plattform für die Kommunikation zwischen den Züchtergruppen bieten, um die teils sehr emotional geführte Debatte auf eine fachliche Ebene zu heben und ein friedliches Nebeneinander zu schaffen.

Dies betrachte ich durchaus als gelungenen ersten Schritt. Jede Unterart der Apis mellifera hat seine eigenen Eigenschaften mit Stärken und Schwächen, die zur Arbeitsweise und Umgebung des Imkers passen müssen.