Heimische Bienen
Imker halten Bienen. Aber welche?
Die apis mellifera ist die in Europa heimische westliche Honigbiene. In unserer und benachbarten Ortsgruppen ist die Unterart Carnica gebräuchlich. ((Andreas Freundlinger: “Carnica-Zuchtstation Eugendorferberg”, S.22f. in Bienen aktuell Ausgabe Februar 2017 vom Österreichischen Imkerbund)) Doch nördlich des Alpenhauptkamms war ursprünglich die Dunkle Biene apis mellifera mellifera heimisch. ((Hans-Ulrich Thomas, Eva Sprecher: “Bienen (Apidae) – Westliche Honigbiene (Apis mellifera)”, S. 15-22 im Schweizerischen Bienenbuch Band 5 vom VDRB, 20. nachgeführte Auflage 2014))
Quelle: nordbiene.de
Lokal hier in Salzburg hatten wir die Alpen-Mellifera vom Stamm der Nigra, die heute noch von den Austrian Mellifera Züchtern (AMZ) gehalten wird. Mit 1000 Völkern sollen in Österreich heute noch 1% der Honigbienen Dunkle Bienen sein, während die Mellifera von 1975 bis 2013 in Deutschland als ausgestorben galt. Der Verein Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde betreibt Aufwand in anderen Dimensionen. Mit 15000 reinrassigen Völkern und sechs Mellifera-Schutzgebieten liegt der Anteil an Dunklen Bienen in der Schweiz bei stolzen 10%. Für die Reinhaltung werden auch DNA-Hybridanalysen gemacht, um auch verdeckte Hybrid-Königinnen umweiseln zu können. Die Societas Internationalis pro Conservatione Apis Mellifera Mellifera muss also dafür kämpfen, dass die sehr gefährdete ((Hermann Pechhacker: “Die Apis-Arten, die Höhlenbrüter”, S.17-19 in Bienen aktuell Ausgabe Oktiber 2015 vom Österreichischen Imkerbund)) Unterart erhalten wird. ((Jürg Vollmer: “SICAMM-Konferenz 2016”, S.9f. in Bienen aktuell Ausgabe Jänner 2017 vom Österreichischen Imkerbund))
Wie kam es dazu?
Die tragische Geschichte der Dunklen Biene beginnt in Spanien. Im Gegensatz zur Carnica in Kärnten und der Ligustica in Italien, die am Alpenhauptkamm anstanden, schafften es die Vorfahren der apis mellifera mellifera über die Pyrenäen. Ihre Langlebigkeit ermöglichte es den anpassungsfähigen Tieren, lange harte Winter zu überstehen und Mitteleuropa zu besiedeln. ((Theodor Kulik: “Bienenrassen und ihre Verbastardisierung”, S.16f. in Bienen aktuell Ausgabe März 2018 vom Österreichischen Imkerbund))
Doch mit der Tracheenmilbe wurde der Dunklen Biene ihre Stärke zum Verhängnis: Infizierte Winterbienen boten bis in den Juni hinein ideale Brutstätten für die Milben, die sich in Sommerbienen aufgrund ihres langen Reproduktionszyklus nicht vermehren können. Die Gefahr wurde nicht rechtzeitig erkannt, und so ging in den 1920er Jahren der Großteil der Völker der Dunklen Biene zugrunde. ((Abschlussvortrag von Thomas D. Seeley auf unserer Tagung „Schwarmintelligenz, Waldbienen und Varroatoleranz“ vom 22. – 24.07.2016 in Rosenfeld))
Die Züchtung der Buckfast Biene ab 1916 von Bruder Adam war ein Versuch, das fast bienenleere England mit einer unter Anderem kürzerlebigeren apis mellifera zu besiedeln, die dadurch resistenter gegen die Tracheenmilbe sein sollte. ((Theodor Kulik: “Bienenrassen und ihre Verbastardisierung”, S.16f. in Bienen aktuell Ausgabe März 2018 vom Österreichischen Imkerbund))
Hierzulande wurde der Bienenmangel durch regen Import fremder Arten und Unterarten ausgeglichen. Besonders die schwarmfreudige Carnica gelangte viel in Umlauf, weil sie sich schnell vermehren ließ. ((Hans-Ulrich Thomas, Eva Sprecher: “Bienen (Apidae) – Westliche Honigbiene (Apis mellifera)”, S. 15-22 im Schweizerischen Bienenbuch Band 5 vom VDRB, 20. nachgeführte Auflage 2014))
Während Bienen verschiedener Arten wenn überhaupt keine fruchtbaren Nachkommen produzieren können, entstehen beim Nebeneinander verschiedener Unterarten Hybriden. Es entstand das Bestreben, die Unterarten in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten. Die Rückbesinnung auf die Reinzucht hätte nun dazu führen können, die naturgemäß heimische Dunkle Biene zu bevorzugen. Es ist eine zweite tragische Wendung in der Geschichte der apis mellifera mellifera, dass die Verkäufer der apis mellifera carnica langfristig erfolgreicher waren. ((Hans-Ulrich Thomas, Eva Sprecher: “Bienen (Apidae) – Westliche Honigbiene (Apis mellifera)”, S. 15-22 im Schweizerischen Bienenbuch Band 5 vom VDRB, 20. nachgeführte Auflage 2014))
So gilt heute vielerorts die Carnica als heimisch und eine Ansiedelung der naturhistorisch heimischen Dunklen Biene ist in ihrer reinen Form kaum möglich.